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#quantifiedself: Die Vermessung unseres Körpers. Und was der digitale Drang zur Selbstoptimierung mit uns macht…

#quantifiedself: Die Vermessung unseres Körpers. Und was der digitale Drang zur Selbstoptimierung mit uns macht…
Lesedauer 11 Minuten

Wir sammeln am laufenden Meter Daten, ob mit Smartphone, Watch oder anderen „Wearables“. Wir lassen uns faszinieren. Wir lernen mehr über uns selbst, unsere Schritte, ureigene Schlafmuster, neue Essgewohnheiten – in Echtzeit. Doch eine Frage bleibt in diesem schönen neuen Metaversum. Was passiert, wenn aus Selbstoptimierung eine Sucht wird, eine Obsession? Und wie kommen wir da wieder heraus, aus diesem Teufelskreis, wenn wir uns permanent immer höhere Ziele setzen…

Eine Smartwatch hat Deborah nicht, hatte sie noch nie. Schenken zu ihrem Geburtstag würde sie es sich schon, um es einmal auszuprobieren. Mit ganz wenigen Apps allerdings. Ihre Krankenkasse gehe das auch in einer digitalen Patientenakte nichts an. „Die darf sich weiterhin auf die Selbstauskunft verlassen, was meine Bewegungsdaten betrifft“, so Deborah. Zuletzt hat sie mit ihrem Smartphone 50 Kilometer im Durchschnitt getrackt, „gerockt“ sagt sie; beim Skifahren in Tirol im vergangenen Winter. „Einfach so, um mal zu schauen, was die Baseline ist. Da gehe ich schon mal ab“. Ansonsten steht Deborah dem Trend, Sport mit Hilfe von Technologie zu messen kritisch gegenüber.

Jan Otte: Direkt die Gretchenfrage, die ich in all meinen Gespräche frage. Wie hast du es mit der Religion?

Deborah Frey: Ich finde, Religion ist was super intimes, was super inspirierendes und kann für Menschen ein schöner Leitfaden sein, wo sie Kontakte zu Menschen mit den gleichen Werten und Gefühlen finden. Und Religion ist was sehr sensibles und sehr Intimes. Und ja, so versuche ich auch, Religion zu sehen und auch Religion zu begegnen.

Jan Otte: Schön, und es geht ja, wie du sagst, sehr, sehr tief, sehr nah, wirklich sehr intim. Du kennst, das Thema. Du stehst hinter der Kamera, bist aber auch schon ganz schön viel vor der Kamera gestanden, und wenn sich die Linse der Kamera und deine Linse treffen, was fühlst du da von der einen Seite wie auch von der anderen?

Deborah Frey: Also was ich liebe, wenn ich hinter der Kamera bin, also ich fotografiere, ich bekomme so eine ganz tolle Rolle in einem Raum. Es ist wirklich wie so eine Sonderposition durch diese Kamera, habe ich die Entschuldigung, Dinge zu sehen und Dinge zu machen und genau hinzugucken, wo man sich sonst eben nicht traut. Ich sag‘ immer, die Kameras für mich sind eine super schöne Entschuldigung, mir so meine Komfortzone immer zu erweitern, und, das liebe ich sehr bei Reportagen oder wenn ich am reisen bin. Man kann halt einfach noch mal um die Ecke gehen und fühlt sich ja, muss nicht so viel drüber nachdenken, man hat einfach diese schöne andere Perspektive und Rolle.

„Genau hingucken“

Deborah Frey (als Fotografin)

Jan Otte: Du hast schöne Perspektive erwähnt. Ich würde gerne mit dir heute sprechen über Schönheit, Ideale und auch eben Thema Digitalisierung. Über Instagram werden da ja auch gewisse Werte transportiert. Das ist nicht alles Body-positiv. Es wird wahnsinnig viel gemessen. Nutzt du eine Smartwatch?

Deborah Frey: Nee!

Jan Otte: Überlegst du, wär das was, was du dir schenken lassen würdest?

Deborah Frey: Ich würde es auf jeden Fall tragen.

Jan Otte: Findest du das schön?

Deborah Frey: Mhm nee, ich bin sehr neugierig auf die Funktion und was mein Körper so macht, und das ganze auch mal zu sehen einzahlen. Aber ich hatte jetzt noch nie den Punkt, dass ich sage, ich möchte das jetzt unbedingt, weil ja.

Jan Otte: Wie oft schaust du ungefähr pro Tag aufs Handy? Du bist ja natürlich auf den Berufswegen auf Instagram. Du brauchst diese Reichweite, und Internet funktioniert sehr stark über Bilder. Wie oft schaut hast du am Tag auf Handy? Schaust auf deine Bildschirmzeit? Das ist ja alles aufgeführt. Was würdest du instinktiv sagen? Wie oft entsperrst du deinen Bildschirm pro Tag?

Deborah Frey: Oh Gott, viel zu oft! Okay! Da muss ich mich öfter selber an die Nase fassen und eben nicht diese eine Minute kompensieren…

Jan Otte: Ja, ich denke an eine Ampel in New York. Tatsächlich, da war so ein Aufkleber an der Ampel, wo stand: Schau auf die Ampel, erhobenen Haupts und den Facebook-Status, den du checken willst, natürlich mit gekrümmten Haupt. Das kannst du auf der anderen Straßenseite machen. Ja, gönn dir diese 15 Sekunden deiner Lebenszeit! Thema Schönheitsideale. Ich hab mal auf deine Start geguckt: Körpergröße: 170 Zentimeter, Maße, 78, 61, 88, was ist da eigentlich? Was? Ich bin, ein bisschen raus aus dem Business, was kommt da zuerst?

Deborah Frey: Brustteile und dann Hüfte. Tatsächlich sind das noch die älteren Maße. Ein bisschen mehr ist dazugekommen, was auch in Ordnung ist.

Jan Otte: Da wollte ich direkt drauf kommen. Ich hab nämlich mal eine Insta-Story von dir gesehen. Da hast einfach mal so gesprochen, so direkt nach dem Aufstehen, und da war so eine Message, die ich mitgenommen habe, und ich dachte, ich möchte dich gerne mal in einen Podcast holen. „Ich finde mich schön, so wie ich bin, und ungeschminkt, mit Muttermalen“. Und wenn man genauer hinguckt und so in die Richtung, hab ich mir das richtig gemerkt, oder hab ich mir das nur so im Gehirn konstruiert?

Deborah Frey: Kann gut sein. Ich erinnere mich jetzt nicht genau an dem Moment, also an den Post, die du meinst. Aber ich zeig mich schon auch ohne Filter auf Instagram, weil ja ich meine, wir wissen alle, wie viel gemacht werden kann, und es ist ja auch schön zu sehen, was die Basis ist. Gerade in dem Business muss man ja auch schauen, wie viel Arbeit danach noch zu machen wäre. In Anführungsstrichen.

Zahlenlastiges Showgeschäft

Jan Otte: Ja, und das Business, das Showbusiness, das ist wirklich auch ein hartes Geschäft, nicht nur am Timesquare, den du jetzt gerade entdeckt hast, sondern auch in Berlin, wo du zwischenzeitlich wohnst. Und dings et cetera, ich überspringe mal die bh Größe und kommt zu Kleidergröße 34. Ist die noch aktuell?

Deborah Frey: 34, 36.

Jan Otte: Okay, siehst, du wissen, was dazugekommen, und wie fühlt sich das an, so ein bisschen mehr auf den Rippen zu haben?

Deborah Frey: Nein, das ist absolut in Ordnung. Ich sage, der Körper, der holt sich auch das, was er auch braucht, und ich habe tatsächlich das Rauchen aufgehört. Vor fünf Jahren muss es jetzt gewesen sein, und da hat sich der Körper natürlich erst mal wieder eingependelt, und jetzt hat er sein neues Wohlfühlgewicht mit diesen Maßen, mit dem Gewicht, was ich jetzt habe, gefunden, und das ist absolut in Ordnung, so wie es es ja.

Jan Otte: Bisschen was ist draufgekommen auf die Waage. Gleichzeitig verkörperst du Schönheitsideale. Ich finde dich auch schön. Und wie hältst du dich fit? Dass das so bleibt, dass du dich wohlfühlst? Natürlich in deinem Körper…

Deborah Frey: Also, ich bin auch sehr sensor Sport-affin. Also, ich liebe Skifahren im Winter. Ich übertreibe da gerne auch mal ein bisschen. Ich hab jetzt, das war letzte mal, wo ich so war, über 50 Kilometer runter gerockt.

Jan Otte: Es ist ein Trend, persönliche Daten, Gesundheits, Fitness, Metriken mit Hilfe von Technologie zu messen, zu verfolgen. Menschen versprechen sich davon mehr Gesundheitsbewusstsein. Ich bin ein bisschen kritisch, was das angeht, weil ich frage mich, „wie bin ich so im Durchschnitt zu den anderen?“ Was macht das dann mit dir?

Tracking als erster Anhaltspunkt

Deborah Frey: Ich versuche immer, nicht so viel zu tracken, weil jede Basis ist bei jeder Person einfach anders. Allein das zu vergleichen, ist schon super schwierig, weil jeder Mensch so unterschiedlich ist und von unterschiedlichen Ausgangspunkten herkommt, ob es jetzt das Thema Checking oder Thema Gesundheit ist oder Sport oder oder Erfolg oder wer man ist und wie man zu der Person geworden ist, das sind Anhaltspunkte. Andererseits gibt es natürlich einen selber so einen kleinen Überblick, wo man sich selber befindet und ob man damit zufrieden ist oder einfach das nur als Information für sich mit sammeln möchte.

Jan Otte: Voll gut! Also, du hast gleich gesagt, das eine sind einfach nur erst mal die Daten. Echtzeitdaten, getrackte Daten. Wie viel Bildschirmzeit hast du tatsächlich verwendet, du hast ein Gespür, eher zu viel. Ich muss reduzieren, bei Bewegung ist es ja ja andersrum. Oder vielleicht noch ein bisschen mehr machen. Hilft dir das, wenn du eine Ableitung machen würdest von diesen Daten hin zu einem personalisierten Trainingsplan? Wär das etwas, was dich motiviert, oder würdest du es eher als lästig als nervig empfinden?

Stretchen für den möglichst perfekten Body? Oder lieber mit Filter... (Foto: Bjørn Jansen/ Fotografie)
Stretchen für den möglichst perfekten Body? Oder lieber mit Filter… (Foto: Bjørn Jansen/ Fotografie)

Deborah Frey: Ich glaube, mich würd’s nerven mit den Zahlen. Also ich finde es schöner, wenn ich meine Fortschritte spüre und auf die stolz sein kann und eine Veränderung für mich merke, in dem, wie ich mich dabei fühle oder was das Ergebnis meines Tuns ist, und nicht, was mir die App sagt. Ich habe eine tracking-App für die Zeit, die ich am Stück arbeite, weil ich versuche, produktiv zu sein und aktiv dann Pausen zu machen. Also so ein Tracking, finde ich, hilft. Aber jetzt keins, was dich zu zu sehr in den Vergleich bringt..

Jan Otte: Ich möchte dieses Thema weiterführen, das Abschalten, immer ganz kurz, was süchtig machen kann. Da steckt ja das Wort Suche drin. Ich glaube, Menschen suchen online auch ganz viel. Als jemand, der selber sagt, ich sollte ein bisschen mehr abschalten, wo bist du da gerade dran? Wo probierst du dich aus, und hast du vieleicht noch Entzugserscheinungen? Du hast ja schon ganz viele Funktionen auf deinem Handy, plus die tracking apps.

Digital Detox kann funktionieren – auf Zeit

Deborah Frey: Ich hatte das tatsächlich vorletztes Jahr unfreiwillig. Da kann ich mal kurz ausholen. Da bin ich nämlich nach Wien gefahren, und mein Handy ist kaputt gegangen, und ich hab Wien komplett analog erlebt, und es war wunderschön, und das hat mich sehr inspiriert. Es war so schön, die Stadt so aktiv zu erleben, indem man sich am Abend schon raussucht, wo muss man hin, wie heißen die Straßen, an welcher Ecke gibt es was, weil du einfach nicht einfach so zwischendrin gucken kannst.

Jan Otte: Ohne dass das eigene Handy, ich kann das verstehen. Ich war letzten Sommer in Schweden Bootfahren, mal wieder. In dem Fall nicht segeln, Motorboot. Trotzdem ist mir das Handy ins Wasser gefallen und ist gar nicht so dicht, wie es drauf steht. Zwei Wochen ohne mein Handy! Und ich war mir auch unsicher. Soll ich mich jetzt freuen oder weiter ärgern…

Deborah Frey: Und wie hast du dich dann gefühlt?

Jan Otte: Ich habe wirklich Entzugserscheinungen gehabt. Und natürlich erst mal gegoogelt übers Handy meiner Frau. Was tun mit Reissäckchen, luftdicht im Kühlschrank, Kondensationswasser. Nach Tag zwei, Tag drei bin ich dann so durch den „Change-Rollercoaster“ und habe es akzeptiert, dass ich einfach zwei Wochen warten muss, bis ich wieder online bin. Und das da eine große Chance drin liegt – mal 14 Tage ohne „Social Media“. Zurück zu dir. Nicht jeder, der jetzt hier zuhört (oder liest), hat schon gemodelt oder wird modeln, aber dieses ständige Vergleichen. Ich glaube, das betrifft uns doch auch alle, und vielleicht können wir da was von dir lernen…

Deborah Frey: Also was ich, wenn mich Mädels fragen, die auch in die Mode-Richtung gehen wollen, sage, ist: „Nimm den Job ernst, aber das Business nicht“, weil es einfach so weg von der Realität ist. Da geht es um Zentimeter, da geht, da geht es einfach um diese Maße, wo man sagt, die haben im echten Leben überhaupt gar keine Relevanz. Ich habe nur diesen einen Körper. Das ist mein Zuhause auf dieser Welt. Ich bin froh, dass ich ihn habe, aber ich kann ihn nicht ändern in dem Sinne, ausser dass ich in diesem Körper halt gesund und lange leben möchte. Wir sollten versuchen, das zu schätzen, was wir bekommen haben, und uns nicht von einem Business dazu viel reinreden lassen.

„Körper als Tempel des Heiliges Geistes“

Apostel Paulus

Jan Otte: Ich habe Einblicke gekriegt in das Business. Also ich habe tatsächlich auch in meiner Jugendzeit mal gemodelt. Ich habe so ein bisschen kennengelernt, wie das ist, auf dem Laufsteg zu laufen, wie so das Licht von Scheinwerfern, diese Wärme da mit einhergeht, das kann auch irgendwie schön sein sein. Ich habe das eingetauscht für die Bühne des Glaubens, in der Kirche. Ich würde gerne ein Bibelzitat an der Stelle platzieren. Du hast gesagt, du respektierst das. Der Apostel Paulus, der hat mal gesprochen von unserem Körper als Tempel des heiligen Geistes, und das finde ich schon schön, dass ich selbst ein Stück weit auch mein eigener Tempel sein kann und es eben auch den Geist gibt, oder und der Körper, wie du so schön gesagt hast, das zu Hause sein kann, aber eben auch eine Hülle, und dass wir tiefer schauen sollten als das, was an der Oberfläche ist und was mir dann auch geholfen hat.

Ich habe mit meinen Kindern, die ja jetzt auch mit digitalen Medien aufwachsen, diesen Film geschaut von Caroline Herfurth: „Wunderschön“. Da werden verschiedene Geschichten zusammengeführt, das Showbusiness gezeigt, Essstörung, dieser großen Konkurrenzkampf. Woher ziehe ich mein Selbstwertgefühl? Und und und das hat mich sehr berührt, muss ich sagen, ich glaube, ich hatte sogar auch ein bisschen Pipi in den Augen.

Wunderschön ist ein Episodenfilm der deutschen Regisseurin und Filmschauspielerin Karoline Herfurth aus dem Jahr 2022. Wikipedia dazu: „Der Film zeigt mit Humor und Sensibilität in loser Verknüpfung fünf Frauen im Spannungsfeld zwischen angekratztem Selbstbild und vermeintlich notwendiger Selbstoptimierung“

Deborah Frey: Ah schön, ja, ich glaube, ich muss dazu auch sagen, ich hatte das Glück, dass ich zuerst in der Pflege gearbeitet habe und da eine Ausbildung habe und da halt sehr nah am Leben, mit dem Leben gearbeitet habe, wo es einfach um die andere Seite, um das innere geht, um das, was Menschen ausmacht und wie man Menschen begegnet, und nicht das, wie sie wirken und wie sie aussehen. Weil wenn du in der Pflege arbeitest, hast du mit Extremsituationen zu tun und mit Menschen, die alt sind, die verletzt sind, die gerade mit, ja mit anderen Themen beschäftigt sind als mit irgendwelchen Oberflächlichkeiten. Und ich glaube, so was ist natürlich anders, wenn man sehr früh ins Model Business eintaucht und noch gar nicht so eine Berührung hatte davor, sondern versucht, den Selbstwert in einem optischen Bereich von außen zu gewinnen und nicht über die Menschen, wie man Menschen begegnet, zum Beispiel.

Körperzahlen und Vitalitätswerte in Echtzeit sind interessant

Jan Otte: Da hast du ein ganz neues Feld aufgemacht, die Pflegebranche. Ich kenne es von meinen Omas, die sind mittlerweile gestorben. Die Pflegebranche. Ich beschäftige mich ja viel mit digitaler Ethik. Die ist wirklich sehr, sehr Zahlen lastig, zum Beispiel Pflege-Intervalle, wie viel Minuten gleich wie viel Euro et cetera. Wir haben hier in Konstanz vor Ort tatsächlich auch ein Modellprojekt gehabt, bei der Caritas mit einer roboter-Firma aus der Schweiz, Pflegeroboter einzusetzen mit dem Werteversprechen, mehr Zeit für Patienten (siehe SWR). Klar sieht man auch dort, dass nicht nur das Showbusiness ein sehr hartes Geschäft ist, sondern auch die Pflegebranche, und wie wichtig das ist, sich selbst in guten Zustand zu bringen oder sich so eine Haltung zu bewahren die ich bei dir spüre. Was hast du im Pflegebereich gelernt, wo du sagst, das hat mir auf dem Laufsteg oder fürs nächste Sting, vielleicht sogar in Work geholfen?

Deborah Frey: Ganz essenziell einfach dieses, wenn es nicht gut wird, stirbt niemand, und das hat mich durch so manche Stresssituationen, auch im Studium, gebracht, so extrem dieser Satz jetzt nach außen wirken mag. Wenn du in der Pflege einen Fehler machst, hat das eine ganz andere Auswirkung, wie wenn du schlecht gelaufen bist, wie wenn das Bild jetzt nicht so gut ist. Klar ist es auch eine Verantwortung in dem Bereich, wo eine Firma dahintersteht, die dann Gewinne generiert, wo Mitarbeitende Arbeitsplätze haben. Klar ist da auch eine große Konsequenz, aber nicht annähernd, also überhaupt nicht vergleichbar mit dem, wenn man am Menschen oder mit den Menschen arbeitet, und die Leichtigkeit, die, denke ich, hat mich durch vermasselte Situationen oder nicht bekommene Jobs oder Fragen, warum ich jetzt nicht genommen wurde, leichter drüber stehen lassen. Ja!

„Wie viel #quantifiedself tut mir gut?“

Jan Otte

Jan Otte: Ja, und es ist auch im Bereich, wo viele (Meta)Daten erhoben werden. Das ist ja auch ständig eine Art von Überwachung, auch dort, wie du gerade gesagt hast, wenn Dinge mal anders laufen, wenn Fehler passiert sind. Wo komme ich da runter? Es gibt schon Apps für Meditation, fürs Runterkommen, fürs Abschalten. Da gibt es schon wieder eine App. Die Frage im Raum stehend ist, wie weit will ich gehen? Wie viel #quantifiedself tut mir gut? Brauche ich es wirklich, dass mein Schlaf getrackt wird, oder reicht es nicht, auch einfach zu schlafen…


Deborah Frey: Ja, reicht es nicht, auf den Körper zu hören, weil der uns eigentlich alle Signale gibt? Wir haben das nur so sehr verlernt. Weil wir so damit abgelenkt sind, auch alles zu hören, was von außen kommt, dass man einfach vergisst, reinzuhören. Was braucht der Körper gerade? Also, ich habe jetzt schon seit ein paar Wochen keinen Kaffee mehr getrunken. Ich liebe Kaffee…

Jan Otte: Und erst der Geruch von Kaffee! Und jetzt bist du in New York und trinkst keinen Kaffee.

Deborah Frey: Weil genauso denke ich, ich möchte es nicht von außen, ich möchte vom Körper auf den Körper wieder hören und sagen, okay, wenn er Ruhe braucht, dann gebe ich ihm Ruhe, und der soll sein eigenes Energiepensum wieder einpendeln.

Jan Otte: Das ist ein schönes Schlusswort. Einfach wieder mehr in die Wahrnehmung gehen oder die Sinne. Ich sehe, ich höre, ich rieche, ich schmecke, und sich vielleicht auch einfach wieder neu überraschen zu lassen. Wie riecht Nework?

Deborah Frey: Ja, das ist schon wahnsinnig schön, also tatsächlich habe ich hier viel mehr Essensgerüche aus den verschiedenen Restaurants wahrgenommen.

Wearables lösen keine Gesundheits- und Fitnessprobleme

Jan Otte: Lass es auf dich einströmen, lass es wirken, und das muss nicht alles gemessen werden, und wer weiß, vielleicht geht dein Handy wieder kaputt. In den nächsten Tagen. Das wünsch dir natürlich nicht, aber dann wärst du auch ganz da mit beiden Augen. Was strömt auf mich ein? Was sind meine Einflüsse? Von woher schöpfe ich mein Selbstwertgefühl? Alles messen, höher, schneller weiter, dass es kein Mittel ist für alle Gesundheits- und Fitnessprobleme, und ich nehme an, den inneren Schweinehund, den musst auch du, wo du relativ fit bist, so wie du auf mich wirkst, ja auch immer wieder überwinden, oder oder was hilft dir? Was hatte ich heute morgen zum Aufstehen gebracht, abgesehen davon, dass wir jetzt verabredet waren, mit sechs Stunden Zeitdifferenz.

Deborah Frey: Ja, die Neugier hat mich auf jeden Fall rausgetrieben. Raus in die Stadt, um zu schauen, was, was ich hier noch nicht gesehen habe, und einfach durch die Straßen zu schlendern. Also das auf jeden Fall. Aber ich habe natürlich einen Riesen-Schweinehund, den hat jeder, aber ich setze mir manchmal einfach einen kleinen Countdown. Das ist vielleicht auch ein guter Tipp für alle Menschen, die jetzt manchmal nicht so hoch kommen. Ich zähle einfach von fünf rückwärts. Ich glaube, ist auch eine bekanntere Methodik, und bei eins stehst du einfach auf.

Jan Otte: Einfach aufstehen, und das geht dann ohne Personal Trainer oder über eine App!

Deborah Frey: Ja, und dann dann einfach machen, tatsächlich, ja, ja!

Jan Otte: Voll gut, einfach mal machen! Finde ich gut. Geh und genieße erhobenen Hauptes diese großartige Stadt, New York City…

Deborah Frey: Werde ich. Vielen lieben Dank für deine schönen Worte und deine Zeit. Es war mir eine Freude, dabei zu sein!

Artikelbilder: Bjørn Jansen/ Fotograf

Jan Otte

Jan Otte ist Tech-Theologe und arbeitet als Evangelist zu #ResponsibleAI-Themen in den Bereichen Digitale Ethik, Agile Leadership und Veränderungsprozessen.

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